Dieses am 5. April 2020 aufgenommene Bild zeigt einen Waldbrand in der Sperrzone um das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl
Das Feuer löste in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, die sich etwa 100 Kilometer südlich der Sperrzone von Tschernobyl befindet, Sorgen aus. Am Montag wurden Experten zur Überprüfung der Lage zu den Bränden geschickt. Diese berichteten, dass weder in Kiew noch in den Vororten der Stadt ein Anstieg der Strahlungswerte zu messen sei. Die radioaktive Hintergrundstrahlung in den angrenzenden Gebieten der Region Kiew sei im Normbereich. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht, hieß es vom ukrainischen Katastrophenschutz.
"Sie müssen keine Angst haben, während der Quarantäne Ihre Fenster zu öffnen und das Haus zu lüften", schrieb Jegor Firsow, geschäftsführender Leiter der Umweltbehörde in Kiew, in einem Facebook-Eintrag. Ein paar Tage zuvor veröffentlichte Firsow allerdings ein Video, auf dem ein Geigerzähler das 16-fache des Normalwertes anzeigte. Firsow warnte, dass die Radioaktivität inmitten des Brandherdes weit über dem Normalwert liege:
Es gibt schlechte Nachrichten: Der Radioaktivitätswert im Brandherd liegt über dem Normalwert. Wie Sie im Video sehen können, zeigt das Messgerät einen Wert von 2,3 bei einem Normalwert von 0,14 Sievert an. Doch diesen Wert gibt es nur im Brandherd.
Erst am Dienstag verzeichnete die Feuerwehr erste Löscherfolge, indem man die Brandfläche mehr als halbieren konnte. Von ursprünglich 25 Hektar stehen nun etwa noch 10 Hektar in Flammen, wie der Katastrophenschutz in Kiew mitteilte. Die Behörde versicherte erneut, dass es keine erhöhte Strahlung in den an die Sperrzone angrenzenden besiedelten Gebieten gebe. Im Einsatz seien 120 Feuerwehrleute und Löschhubschrauber. Der Katastrophenschutz teilte ein Video, das die Feuerwehr bei der Brandbekämpfung zeigt:
Als Ursache wird mehrfache Brandstiftung vermutet. Die Polizei ermittelt inzwischen gegen einen 27-jährigen Mann, der in einem Ort in der Nähe des Sperrgebietes wohnt. Er soll "aus Spaß" Gras und Müll an mehreren Stellen angezündet haben. Der Wind habe das Feuer dann unkontrolliert ausbreiten lassen. Dem Mann droht eine Geldstrafe oder eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.
Umweltexperten macht vor allem auch Sorgen, dass durch die Brände radioaktive Asche vom Boden aufgewirbelt werden könnte. Nach der Explosion von Block vier im damaligen sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl am 26. April 1986 wurden radioaktiv belastete Landstriche rund um den Atomreaktor gesperrt. Viele Menschen kamen ums Leben oder wurden schwer verletzt. Zehntausende wurden nach der schwersten Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft umgesiedelt. Viele leiden bis heute unter strahlungsbedingten Krankheiten.